Die Datenbankkonzeption

1 Warum diese Datenbank?

2 Die Grundstruktur der Datenbank

3 Die Auswahl von Wörtern

4 Die Wortorthographie deutscher Kernwörter und ihre Abbildung in der Datenbank

4.1 Die allgemeine Abfrage

4.1.1 Die Reduktionssilbe

4.1.2 Die Hauptsilbe und die orthographischen Basistypen

4.2 Orthographische Regularitäten – Erweiterte Suche

4.2.1 Silbengelenkschreibung

4.2.2 Silbenintiales <h>

4.2.3 Dehnungs-h

4.3 Einzelphänomene

4.3.1 -x-

4.3.2 -ch-/-sch-

4.4 Stammkonstanz

5 Weiterführende Literatur

 

1 Warum diese Datenbank?

 

Kinder lernen die Schreibung von Wörtern nicht auswendig, sondern orientieren sich an orthographischen Mustern, die sie auf neue Fälle übertragen. Wer leben schreiben kann, weiß, was zu tun ist, wenn er kleben, eben, beben, geben, heben, weben, neben oder streben schreiben will.

Im Rechtschreibunterricht sollte die Entdeckung von orthographischen Mustern deshalb aktiv unterstützt werden.

 

In dieser Datenbank finden Sie ausschließlich Wörter, die den zentralen Mustern der deutschen Orthographie entsprechen. In diesem Sinne handelt es sich um eine Datenbank orthographisch regulärer Ausdrücke – kurz: DORA

 

Das wichtigste Wortmuster des Deutschen ist der Zweisilber mit einer betonten und einer unbetonten Silbe, der Trochäus. Er stellt zugleich die Gussform für die deutsche Orthographie dar.

 

DORA dient dazu, trochäische Musterwörter nach bestimmten Kriterien gezielt auszuwählen und für die Arbeit im Unterricht aufzubereiten.

 

Um zu zeigen, wie wichtig trochäische Zweisilber im Deutschen sind, möchten wir Sie zu einem Experiment einladen. Lesen Sie sich die folgenden Kunstwörter laut vor:

 

Kleke

tennen

Melbe

brehen

 

Ganz automatisch haben Sie die erste Silbe, die Hauptsilbe, betont, die zweite, die Reduktionssilbe, unbetont gelesen – und nicht etwa umgekehrt wie bei den Wörtern Kamel oder Gelee oder auch bei Kunstwörtern wie Klekee, Melbee.

Und noch etwas haben Sie automatisch getan: Bei Kleke und brehen war das e in der Hauptsilbe lang, bei Melben und tennen war es kurz.

 

Geleitet wurden Sie beim Lesen dieser Wörter von zwei Komponenten: zum einen von Ihrem inneren Lexikon, in dem trochäische Zweisilber als Basismuster abgelegt sind; zum anderen von der Orthographie: Die offenen Silben in Kle-ke und bre-hen haben Sie als Zeichen dafür genommen, dass der Vokal der ersten Silbe lang gelesen werden muss, die geschlossenen Silben in Mel-be und in ten-nen als Zeichen für Vokalkürze.

 

Ein weiteres Experiment kann zeigen, dass orthographische Muster noch weiter ausgenutzt werden können:

 

Bilden Sie von Kleke und Melbe die Verkleinerungsform mit -chen und setzen Sie die Verben tennen und brehen in die 2. Person Singular (du). Sie erhalten die folgenden Ergebnisse:

 

Klekchen

Melbchen

tennst

brehst

 

Automatisch haben Sie die Schreibungen der Wortstämme (Klek-, Melb-, tenn- und breh-) „mitgenommen“.

Wer also gelernt hat, den zugrundeliegenden trochäischen Zweisilber korrekt zu schreiben, weiß zugleich, was zu tun ist, wenn dasselbe Wort in einer anderen Form geschrieben werden muss.

Ein Kind, das leben, kleben und weben schreiben kann und das gelernt hat, dass Wortstämme immer gleicht geschrieben werden, wird deshalb auch lebst, klebst und webst schreiben.

 

 

2 Die Grundstruktur der Datenbank

 

DORA enthält ausschließlich zweisilbige, trochäische Basisformen aus dem deutschen Kernwortschatz. Sie bilden das Fundament des deutschen Wortschatzes und zugleich das Fundament für die Entdeckung der deutschen Orthographie.

Um die für den Unterricht gewünschten Wörter zu finden, zeigt die Eingangsseite der DORA die trochäische Gussform mit einer (großen) Hauptsilbe und einer (kleinen) Reduktionssilbe. Der Wortstamm ist dunkelblau eingefärbt.

 

 

 

Jede Silbe weist drei Teile auf: den Anfangsrand (AR), den Kern (K) und den Endrand (ER).

Im Kern stehen die Vokalbuchstaben (auch Schreibdiphthonge, z. B. <au>, <eu>). Im Kern der Reduktionssilbe steht in Wörtern des Kernwortschatzes immer der Buchstabe <e>.

Anfangs- und Endränder sind die Positionen für Konsonantenbuchstaben. Hier einige Beispiele:

 

 

Kernwörter, die in ihrer Grundform einsilbig sind, erscheinen in DORA ebenfalls als Zweisilber. In der Regel erscheint die Pluralform (Berge statt Berg/Blätter statt Blatt); wo keine Pluralform vorliegt (Laub) wurde der Genitiv gewählt (Laubes).

 

 

3 Die Auswahl von Wörtern

 

Zur Auswahl von geeigneten Wörtern für Ihren Unterricht können Sie verschiedene Wahlen treffen. Für die Anfangsränder und Endränder können Sie entweder konkrete Buchstaben auswählen oder die Anzahl der Buchstaben festlegen.

Sie wollen beispielsweise Wörter mit <o> im Kern thematisieren. Der Endrand der Hauptsilbe soll leer sein, es soll sich also um offene Silben handeln (z. B. Lose, Ofen, Rose).

 

Schritt 1:

Sie geben in der Maske dann folgendes ein; alle anderen Felder sind beliebig:

 

 

Als Ergebnis erhalten Sie insgesamt knapp 100 Treffer (hier nicht vollständig abgebildet), die nach Wortarten sortiert sind:

 

 

Falls gewünscht, könnten Sie die Suche in einem zweiten Schritt weiter einschränken, bspw. indem sie die Buchstaben festlegen, die im Anfangsrand der Hauptsilbe auftreten dürfen, etwa <p>, <b>, <t>, <d>, <k> und <g>. Als Ergebnis erhalten Sie 23 Wörter:

 

 

 

Schritt 2:

Wählen Sie nun aus den Wörtern diejenigen aus, mit denen Sie arbeiten wollen:

 

 

Die Auswahl können Sie auf zwei Arten treffen: 1. Wenn Sie auf ein Wort doppelklicken, wird dieses unmittelbar in den Auswahlbereich (am rechten Rand) verschoben. Wenn Sie die Steuerungstaste gedrückt halten, können Sie mittels einfachem Klick mehrere Wörter auswählen und diese durch einen Klick auf das Pfeilsymbol in den Auswahlbereich verschieben.

Innerhalb des Auswahlbereichs können Sie die Anordnung der Wörter verändern, indem Sie ein Wort auswählen und anschließend die Pfeilsymbole (oben/unten) nutzen.

 

Schritt 3:

Überführen Sie die Ergebnisse in einen Arbeitsbogen (oder in eine einfache Wortliste):

 

 

In dem von DORA erstellten Arbeitsblatt können Sie den Arbeitsauftrag und weitere Hinweise hinzufügen; im Ergebnis erscheint beispielsweise der folgende (einer freien Bearbeitung zugängliche) Arbeitsbogen:

 

 

 

Eine weitere Möglichkeit ist es, sich statt eines Arbeitsblattes oder einer Wortliste die Ergebnisse in der trochäischen Struktur anzeigen zu lassen. Dafür wählen Sie nach der Auswahl der gewünschten Wörter den Button „Einordnung ansehen“.

Der folgende Ausschnitt zeigt ausgewählte Ergebnisse für die Suche „Anfangsrand der Hauptsilbe: Ein Buchstabe“, „Endrand der Hauptsilbe: Buchstabe <l>“ in der Ansicht „Einordnung ansehen“.

 

 

 

4 Die Wortorthographie deutscher Kernwörter und ihre Abbildung in DORA

 

Um mit DORA zielführend arbeiten zu können, erhalten Sie in den folgenden Ausführungen eine Einführung in die Systematik der Wortorthographie des Deutschen.

 

Zugleich werden die Sonderfunktionen von DORA erläutert.

Sie können nämlich Wortlisten nicht nur über die Auswahl von Anfangsrändern, Kernen und Endrändern wählen, sondern auch über die Auswahl bestimmter orthographischer Merkmale:

 

 

 

4.1 Die allgemeine Abfrage

 

Wie oben bereits ausgeführt, sind für den Kernbereich der deutschen Wortschreibung das trochäische Betonungsmuster (betont – unbetont) und der Silbenaufbau (Anfangsrand, Kern, Endrand) von entscheidender Bedeutung.

Jede Silbe enthält einen Kern. Im Kern stehen Vokalbuchstaben. Während im Kern der Hauptsilbe alle im Deutschen vorhandenen Vokalbuchstaben sowie die Diphthonge <ei>, <ai>, <eu>, <au> und <äu> auftreten können, enthält der Kern der Reduktionssilbe immer den Buchstaben <e>.

Um den Kern gruppieren sich der Anfangsrand und der Endrand der Silbe; dort können Konsonantenbuchstaben stehen.

Während die Kerne immer besetzt sein müssen, gilt dies für die Anfangs- und Endränder nicht. Sie sehen dies im Suchinterface daran, dass in diesen Positionen die Auswahl „nicht belegt“ möglich ist.

Wollen Sie Wörter mit belegten Anfangs- und Endrändern auswählen, haben Sie die Möglichkeit die Anzahl der Konsonantenbuchstaben oder konkrete Konsonantenbuchstaben(kombinationen) auszuwählen.

 

 

4.1.1 Die Reduktionssilbe

 

Im Fokus des Rechtschreibunterrichts steht normalerweise der Wortstamm, der aus der Hauptsilbe sowie dem Anfangsrand der Reduktionssilbe besteht und die lexikalische Bedeutung des Wortes transportiert. Hier sollen zunächst die Teile der Reduktionssilbe, die nicht zum Stamm gehören, also Kern und Endrand in Augenschein genommen werden. Zum einen lässt sich an der Reduktionssilbe die besondere Interaktion dieser beiden Silbenteile zeigen, die von der Sprachwissenschaft als Reim zusammengefasst werden. Zum anderen stellt die Verschriftung der Reduktionssilbe spezifische Anforderungen an die Lernenden, wie die folgenden Beispiele zeigen:

 

 

 

 

 


Schreibungen wie diese sind weder Zufallsprodukte noch das Ergebnis eines fehlerhaften Hinhörens. Im Gegenteil: Soweit Kinder rein lautorientiert schreiben, sind sie durchaus plausibel. Im Geschriebenen ist der Kern der Reduktionssilbe zwar immer mit dem Buchstaben <e> besetzt, dessen lautliche Realisierung hat jedoch nicht viel mit der des <e> in der Hauptsilbe gemein. In der Hauptsilbe entspricht <e> (sowie allen anderen Vokalbuchstaben) ein Vollvokal, in der Reduktionssilbe ein Reduktionsvokal. Welche lautliche Realisierung <e> genau hat, wird dadurch beeinflusst, wie der Endrand der Reduktionssilbe besetzt ist.

In Wörtern wie <Hose> oder <Blume> ist der Endrand unbesetzt; dem geschriebenen <e> entspricht in diesem Fall der hohe Schwalaut [ə], der manchmal wegen seiner reduzierten Artikulation/Aussprache auch als ‚Murmelvokal’ bezeichnet wird (Hose: [ho:zə], Blume: [blu:mə]).

Ist der Endrand mit dem Buchstaben <r> besetzt, so entspricht <er> als Ganzes dem tiefen Schwalaut [ɐ]. Dieser ähnelt dem Hauptsilben-a, sodass eine Schreibung wie <Rola> nicht überrascht. Zudem gibt es einige Wörter im Deutschen, die auf den Buchstaben <a> enden, bspw. Opa, Sofa oder Mofa. Es handelt sich dabei jedoch nur um eine geringe Zahl an Wörtern. Umso verwirrender kann es für Kinder sein, wenn sie zunächst an solche randständigen Schreibungen herangeführt werden, statt an den Standardfall.

Ist der Endrand der Reduktionssilbe mit <l> oder <n> besetzt, so wird in der Standardsprache meist gar kein Vokal artikuliert. Eine Schreibung wie <Esl> spiegelt genau das wider.

 

DORA enthält unserer Kernwortdefinition entsprechend nur Wörter mit einer typischen Reduktionssilbe. Der Kern der Reduktionssilbe enthält also immer ein <e>.

Für den Endrand der Reduktionssilbe hingegen lässt sich die Buchstabenzahl angeben oder der gewünschte Konsonantenbuchstabe/die gewünschte Kombination von Konsonantenbuchstaben kann ausgewählt werden:

 

Textfeld: Ergebnisbeispiele für <ln> (insg. 81 Treffer):
angeln, brodeln, bügeln, handeln, grübeln, gruseln, mogeln, lispeln, humpeln, radeln, nörgeln, schaufeln, schwafeln, rempeln, striegeln, taumeln, winseln

 

 

 

4.1.2 Die Hauptsilbe und die orthographischen Basistypen

 

Auch in der Hauptsilbe interagieren Kern und Endrand. Die Besetzung des Endrands zeigt an, ob der Hauptsilbenvokal lang oder kurz zu artikulieren ist: Ist der Endrand der Hauptsilbe nicht besetzt (offene Silbe), wird der Vokal lang artikuliert wie bei lesen oder Dose. Ist der Endrand wie in Wunde oder Bilder besetzt (geschlossene Silbe), wird der Vokal kurz artikuliert.

Wörter mit offener und geschlossener Hauptsilbe, die keine orthographischen Sondermarkierungen aufweisen, bezeichnen wir als Basistypen. Sie bilden das Grundmuster für die deutsche Wortschreibung insgesamt und stellen den zahlenmäßig größten Teil des Wortbestandes von DORA dar: Rund zwei Drittel sind Basistypen. Auf ihrer Grundlage lassen sich zudem die orthographischen Typen mit Sondermarkierungen erklären.

 

Bei Suchanfragen werden standardmäßig die beiden Basistypen (Typ 1: Hose, Blume ...; Typ 2: Tante, Wende ...) berücksichtigt, die Silbengelenkschreibung (Qualle, Robbe …) und das silbeninitiale <h> (gehen, ziehen …) berücksichtigt, nicht aber das Dehnungs-h. Dieses ist im Gegensatz zu den anderen Typen nur schwach regularisiert (siehe unten) Das Dehnungs-h erhält man nur dann, wenn man es in der erweiterten Suche anwählt.

 

 

4.2 Orthographische Regularitäten – Erweiterte Suche

 

In der erweiterten Suche sind die Typen mit orthographischen Sondermarkierungen zusammengefasst. Diese werden bei normalen Suchanfragen nicht berücksichtigt, sondern müssen gezielt im Suchmenü ausgewählt werden. Dies hat den Vorteil, dass sich getrennt auf Basistypen und erweiterte Typen zugreifen lässt.

Mit der Auswahl „beliebig“ werden Wörter des jeweiligen Typs zusätzlich zu den Basistypen angezeigt. Mit der Auswahl „nur“ werden ausschließlich die Wörter des jeweiligen Typs angezeigt, wählt man „ohne“ erscheinen sie nicht.

 

 

 

 

4.2.1 Silbengelenkschreibung

 

Von einem Silbengelenk spricht man, wenn in der gesprochenen Sprache ein Konsonant sowohl zur Hauptsilbe als auch zur Reduktionssilbe gehört. Dies ist beispielsweise bei dem Wort Roller ([ʀɔlɐ]) der Fall. Würde man rein lautorientiert schreiben, wäre die folgende Lernerschreibung die korrekte Schreibweise.

Macintosh HD:Users:fRO:Dropbox:AKTUELL:• Materialien:Kinderschreibungen:Silbengelenk_1.png
 

 

 

 

 


Damit würde das Wort jedoch in der geschriebenen Form eine offene Hauptsilbe aufweisen und [ʀo:lɐ], d.h. mit einem langen Vokal gelesen. Durch die Verdoppelung des Konsonantenbuchstabens entsteht die orthographische Form <Roller>, in der eine geschlossene Hauptsilbe vorliegt, so dass die Basisregularität (geschlossene Hauptsilbe " Kurzvokal) gewahrt bleibt.

 

Neben Wörtern mit doppeltem Konsonantenbuchstaben gehören zu den Silbengelenkschreibungen auch auf Wörter mit <ck>, <tz> und <ng>. Ausführliche Erläuterungen zu diesen Schreibungen finden Sie hier.

 

  

4.2.2 Silbenintiales h

Die Wörter mit dieser Markierung weisen ein <h> im Anfangsrand der Reduktionssilbe auf (bspw. Truhe und drohen). Früher wurde häufig angenommen, dieses <h> werde gesprochen und sei deshalb (bei deutlicher Aussprache) hörbar. Dies ist jedoch nicht der Fall. Das silbeninitiale <h> tritt gerade dann auf, wenn es in der gesprochenen Sprache zwischen den beiden Kernen keinen Konsonanten gibt.

Bei einer rein lautorientierten Schreibung könnten solche Wörter also *True und *droen geschrieben werden. Das silbeninitiale <h> hat die Aufgabe, den Anfangsrand der Reduktionssilbe zu markieren und so für den Leser die silbische Gliederung auf Anhieb sichtbar zu machen – ein weiterer Hinweis auf die wichtige Rolle der Silbe in der Orthographie.

Die zweisilbige Form wird in der Schrift selbst dann gewahrt, wenn im Gesprochenen praktisch eine einsilbige Form vorliegt. Dafür sind insbesondere die Wörter anfällig, die in der Hauptsilbe ein <e> enthalten und im Endrand der Reduktionssilbe ein <n>. Es können für das Wort gehen Schreibungen wie die folgende auftreten.

 

Macintosh HD:Users:fRO:Dropbox:AKTUELL:• Materialien:Kinderschreibungen:Silbeninitiales-h_1.png

 

Mithilfe von DORA lassen sich solche Fälle gezielt heraussuchen. Dazu müssen in der erweiterten Suche  die Wörter mit silbeninitialem <h> gewählt und in der Hauptmaske für den Kern der Hauptsilbe der Buchstabe <e> und für den Endrand der Reduktionssilbe ein <n> festgelegt werden. Wenn Sie diese Anfrage durchführen, können Sie sehen, dass es sich nur um eine Handvoll von Wörtern handelt (Lehen, flehen, stehen, drehen, sehen, gehen). Unter diesen finden sich allerdings einige sehr häufig verwendete wie sehen, drehen, stehen, die auch in vielen Wortbildungsprodukten vorkommen (verdrehen, Stehtisch, ansehen).

 

Unregelmäßig verhält sich das silbeninitiale <h> nur im Hinblick auf Wörtern mit Diphthongen. Weitere Ausführungen finden Sie hier.

 

 

4.2.3 Dehnungs-h

 

Das Dehnungs-h ist von allen orthographischen Markierungen die unsystematischste. Aus orthographischer Sicht ist die folgende Schülerschreibung gewiss falsch. Dass sie auftritt, ist jedoch erklärbar.

 

Macintosh HD:Users:fRO:Dropbox:AKTUELL:• Materialien:Kinderschreibungen:Dehnungs h_1.png
 

 

 

 

 

 


Wie das Beispiel unmittelbar zeigt, ist die Annahme, das <h> erzeuge die ‚Dehnung‘ des Hauptsilbenvokals, nicht zutreffend. Ohne das <h> handelt es sich um eine offene Silbe (Basistyp 1); der Vokal würde ohnehin lang gelesen. Die Funktion des Dehnungs-h wird darum auch nicht darin gesehen, Dehnung zu erzeugen, sondern sie anzuzeigen.

Zur Systematik des Dehnungs-h trägt bei, dass es nicht beliebig auftritt, sondern nur unter bestimmten Voraussetzungen. Was es unsystematisch macht, ist, dass es nicht immer auftritt, auch wenn diese Voraussetzungen erfüllt sind, sondern nur in etwa der Hälfte der Fälle. Ob ein Wort ein Dehnungs-h enthält oder nicht, lässt sich also nicht mit Sicherheit voraussagen. Die Fälle, in denen ein Dehnungs-h überhaupt stehen könnte, lassen sich wie folgt eingrenzen:

·         Das Dehnungs-h steht nur vor <l>, <m>, <n> und <r>.

·         Es steht aus historischen Gründen nie in Wörtern, die mit einem <t> beginnen.

·         Es steht nie in Wörtern mit <ie> oder anderen Schreibdiphthongen.

  

 

4.3 Einzelphänomene

 

Bei der erweiterten Suche finden Sie neben den in Kapitel 2 besprochenen Sondermarkierungen auch orthographische Phänomene, die Sie einzeln anwählen können:

 

4.3.1 -x-

 

Mit der Auswahl „-x-“ kann die kleine Gruppe von Wörtern aufgerufen werden, die wortintern den Buchstaben <x> aufweisen, darunter Wörter wie boxen oder Hexe. Das <x> entspricht in diesen Fällen der Affrikate [͜ks], die lautlich auch in dem Wort Fuchs auftritt. Eine Fehlschreibung wie die folgende ist also keineswegs abwegig:

 

 

Während Wörter mit der Buchstabenfolge <chs> in DORA bei regulären Suchanfragen Berücksichtigung finden, ist dies bei Wörtern, die <x> enthalten nicht der Fall. Diese können und müssen über das Suchfeld gezielt ausgewählt werden. Damit tragen wir dem Umstand Rechnung, dass es sich beim <x> im Deutschen um einen markierten Buchstaben handelt, der im Kernwertschatz selten, nämlich nur in den Wörtern, die über das Suchfeld abgerufen werden können, auftritt, gleichzeitig aber häufig in Fremdwortschreibungen.

Am Wortanfang treten sowohl <chs> als auch <x> in Kernwörtern übrigens nie auf.

 

4.3.2 -ch-/-sch-

 

Mit diesen Suchanfragen lassen sich Wörter anzeigen, die bei der regulären Suche nicht berücksichtigt werden. Es handelt sich dabei um Wörter wie Kachel und wischen, die zwischen den Kernen die Buchstabenfolge <ch> bzw. <sch> und im Gesprochenen ein Silbengelenk aufweisen.

Obwohl lautlich ein Silbengelenk vorliegt, wird dieses graphisch nicht abgebildet. Die Wörter müssten ansonsten *<Kachchel> bzw. *<wischschen> geschrieben werden. Unüberschaubare Konsonantenhäufungen werden in der Schrift aber vermieden.

 

4.3.3 St-/st- und Sp-/sp-

 

Die Schreibung von <st> und <sp> macht Lerner/innen besondere Schwierigkeiten. Die folgenden Schreibungen der Wörter Spiegel, Stadt und Spaß dokumentieren typische Fehler:

Textfeld:
Textfeld:
 


 

 

 

Weil [p] und [t] nach [ʃ] lenisiert, also der Tendenz nach stimmhaft artikuliert werden, hören die Kinder dort ein [b] oder in [d]. Wenn Sie außerdem gelernt haben, dass [ʃ] mit <sch> verschriftet wird, erhalten wir Schreibungen wie die oben angeführten. Es lohnt sich also, dieses orthographische Phänomen gesondert in den Blick zu nehmen. Wörter, die mit st-/St- und sp-/Sp- beginnen, können in DORA deshalb als Einzelfälle eigens ausgewählt werden.

Der Grund für die Schreibung mit <st> und <sp> statt mit <scht> und <schp> ist in der Silbenstruktur zu suchen: Bei Wörtern wie springen oder Strudel entstünde bei der graphematischen Vollform ein überlanger Anfangsrand: <schpringen> bzw. <Schtrudel>; auch hier also geht es wie bei der Unterdrückung der Verdoppelung von <ch> und <sch> um die Vermeidung von unüberschaubaren Konsonantenhäufungen.

 

 

4.4 Stammkonstanz

 

Dem Stamm kommt in der Orthographie eine besondere Bedeutung zu. Er ist der Träger der inhaltlichen Bedeutung eines Wortes. Die Schrift reagiert darauf mit der Stammkonstanz, d.h. Stämme werden in allen Umgebungen möglichst gleich geschrieben, auch wenn es durchaus Gründe für andere Schreibvarianten gäbe.

Ein bekanntes Beispiel ist die Auslautverhärtung, die in der Schrift nicht berücksichtigt wird. Das Wort Hund beispielsweise wird in allen Formen mit dem Buchstaben <d> geschrieben, auch wenn der Lautwert, den wir im Normalfall mit diesem Buchstaben verbinden, nur in der zweisilbigen Form auftritt [hʊndə]. In der einsilbigen Form wird der stimmhafte Konsonant entstimmt: aus [d] wird [t]. Wir sprechen also tatsächlich [hʊnt]. Schreibungen wie die folgende sind insofern nicht verwunderlich:

 

Macintosh HD:Users:fRO:Dropbox:AKTUELL:• Materialien:Kinderschreibungen:Hunt.tiff

 

Was an diesem Beispiel ein weiteres Mal deutlich wird, ist die Rolle des Zweisilbers, der in für alle Schreibvarianten die zugrundeliegende Form liefert.

Das Stammkonstanzprinzip zeigt sich auch in anderen Bereichen. Zur Stammkonstanz gehört auch, dass orthographische Markierungen wie die Silbengelenkschreibung, das silbeninitiale <h> und das Dehnungs-h in alle Wortformen übernommen werden. So wird die Silbengelenkschreibung von <küssen> auch im Präteritum <küsste> beibehalten, obwohl sie hier – wie das Wort Küste zeigt – phonographisch nicht notwendig ist. Die Beibehaltung der Schreibung gewährleistet die Erkennbarkeit des zugrundeliegenden Stammes in allen Kontexten.

Auch die Umlautschreibungen lassen sich auf die leichte Identifizierbarkeit des Stammes zurückführen. Umlaute erfüllen im Deutschen überwiegend grammatische Funktion, treten also beispielsweise bei der Pluralbildung auf (Floh " Flöhe). Umso mehr leuchtet es ein, dass der Ausgangsbuchstabe allein durch das Trema (die Punkte über dem <o>) modifiziert wird.

 

Morphologische Aspekte werden in der Suchanfrage derzeit nicht berücksichtigt – möglicherweise folgen Funktionen in Zukunft. Der besonderen Bedeutung des Stamms wird jedoch durch die Darstellung der Stammgrenze im Suchinterface Rechnung getragen, die zwischen Anfangsrand und Kern der Reduktionssilbe liegt.

 

 

5 Weiterführende Literatur

 

Bredel, U. et al. (2011): Wie Kinder lesen und schreiben lernen. Tübingen: Francke

Eisenberg, P. (2004): Grundriß der deutschen Grammatik. Band 1: Das Wort. 2., überarbeitete und aktualisierte Auflage. Stuttgart & Weimar: Metzler

Müller, A. (2010): Rechtschreiben lernen. Die Schriftstruktur entdecken - Grundlagen und Übungsvorschläge. Stuttgart & Seelze: Klett & Kallmeyer

© 2016 DORA

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