Glossar

 

Kernwort

Lexikalisches Wort, das folgende Bedingungen erfüllt:

1.      Es handelt sich um ein Simplex, d. h. es ist kein abgeleitetes oder zusammengesetztes Wort;

2.      es besitzt wenigstens eine zweisilbige Form (Mensch => Menschen);

3.      die zweisilbige Form besteht aus einer betonten Hauptsilbe und einer unbetonten  Reduktionssilbe; d.h., sie bildet einen trochäischen Fuß.

 

Anfangsrand

Teil der Silbe (Konstituente), die dem Kern vorausgeht und Konsonanten enthalten kann.

 

Kern

Teil der Silbe (Konstituente), die das Zentrum einer Silbe bildet und mit Vokalen besetzt ist; der Kern bildet zusammen mit dem Endrand einer Silbe den Reim.

 

Endrand

Teil der Silbe (Konstituente), die dem Silbenkern folgt und Konsonanten enthalten kann; der Endrand bildet zusammen mit dem Kern einer Silbe den Reim.

 

Reim

Silbenkonstituente, die aus Kern und Endrand besteht.

 

Silbe

Kleinste Einheit der gesprochenen und geschriebenen Sprache, über die Grammatikalitätsurteile abgegeben werden können. Silben bestehen aus einem Kern, der die Minimalbedingung für das Vorliegen einer Silbe bildet, und den Silbenrändern, die dem Kern vorausgehen (Anfangrand) und folgen (Endrand). Kern und Endrand bilden zusammen den Reim.

 

 

Hauptsilbe

Betonte Silbe, die einen Vollvokal enthält ([vɛndə], [ʀɔ], [vi:zə]).

 

Reduktionssilbe

Unbetonte Silbe, die einen nicht betonbaren Reduktionsvokal oder gar keinen Vokal, sondern einen silbischen Konsonanten enthält ([vɛn], [ʀɔ], be:zn]). In der geschriebenen Sprache enthält die Reduktionssilbe im Kern immer den Vokalbuchstaben <e>.

 

Vollvokal

Betonbarer Vokal, der in betonter und in unbetonter Form vorliegen kann. In den Wörtern der Datenbank liegen Vollvokale stets in betonter Form als Kern der Hauptsilbe vor ([vɛndə], [ʀɔlɐ].

 

Reduktionsvokal

Nicht betonbarer Vokal, der den Kern der Reduktionssilbe bildet (hohes Schwa wie in [vɛndə] und tiefes Schwa wie in [ʀɔlɐ]).

 

geschlossene Silbe

Silbe mit besetztem Endrand (Wende, Hammer, Runde).

 

offene Silbe

Silbe mit unbesetztem Endrand (Kabel, Egel, Truhe).

 

Typ 1 (Basistyp)

Orthographisches Muster, das dadurch gekennzeichnet ist, dass es eine offene Hauptsilbe, aber keine orthographischen Sondermarkierungen aufweist (<Gabel>, <Blume>).

 

Typ 2 (Basistyp)

Orthographisches Muster, das dadurch gekennzeichnet ist, dass es eine geschlossene Hauptsilbe, aber keine orthographischen Sondermarkierungen aufweist (<Runde>, <Tante>).

 

Typ 3

Orthographisches Muster, das dadurch gekennzeichnet ist, dass es eine Silbengelenkschreibung aufweist (<Wanne>, <Kette>, <Ecke>).

 

Typ 4

Orthographisches Muster, das dadurch gekennzeichnet ist, dass es ein silbeninitiales <h> aufweist (<Ruhe>, <gehen>).

 

Typ 5

Orthographisches Muster, das dadurch gekennzeichnet ist, dass es ein Dehnungs-h aufweist (<Fehler>, <nehmen>).

 

Diphthong

Kombination aus zwei Vokalen innerhalb einer Silbe.

 

Schreibdiphthong

In der geschriebenen Sprache eine Kombination aus zwei Vokalbuchstaben innerhalb einer Silbe. Traditionell werden zu den Schreibdiphthongen des Deutschen folgende Vokalkombinationen gezählt: <ei>, <eu>, <au>. Darüber hinaus lassen sich noch folgende Schreibdiphthonge ansetzen:

<äu>: Dieser Schreibdiphthong findet sich meist als Folge der Stammkonstanz in flektierten (<Baum> => <Bäume>) oder abgeleiteten (<blau> => <bläulich> Formen, teilweise aber auch in einfachen Wörtern wie <Säule>.

<ai>: Dieser Schreibdiphthong findet sich nur in wenigen Wörtern (Kaiser, Waise), die in der Datenbank nicht angeführt werden.

<ie>: Diese Schreibung entspricht im Gegensatz zu den anderen Schreibdiphthongen keinem Sprechdiphthong, sondern einem einem einfachen Vokal (Monophthong)

 

Sprechdiphthong

In der gesprochenen Sprache eine Kombination aus zwei Vokalen innerhalb einer Silbe. Für das Deutsche werden drei Diphthonge angesetzt: [aɪ], [aʊ] und [ɔɪ].

 

Graphematische Vollform

Schreibweise, die sich bei einer phonographischen Verschriftung ergibt. Einige Vollformen werden aus systematischen Gründen reduziert, bspw. <Schtraße> zu <Straße> und <Taschsche> zu <Tasche>).

 

Trema

Schriftliches Unterscheidungszeichen in Form zweier Punkte über einem Vokalbuchstaben (bspw. <o> vs. <ö>).

 

Wortstamm

Der Wortteil, der die inhaltliche Bedeutung trägt und mit Flexionsendungen verbunden werden kann. Bei Substantiven und Adjektiven entspricht der Stamm der Grundform (Berg+s, schön+e); bei Verben weicht der Stamm von der Grundform ab (sag+e, sag+st).  

 

Stammkonstanz

Prinzip der Wortschreibung, das besagt, dass Wortstämme in allen Umgebungen möglichst gleich bzw. ähnlich geschrieben werden: So wird trotz der phonetischen Formen [tɑ:k] und [tɛ:klɪç] die aus der zweisilbigen Form gewonnene Schreibung mit <g> beibehalten (<Tag>, <täglich>. Des Weiteren werden orthographische Markierungen wie Silbengelenkschreibung und silbeninitiales <h> übernommen (<küssen> => <Küsschen>, <Ruhe> => <ruhig>).   

 

Lautwert

Die deutsche Orthographie ist wie alle Alphabetschriften in einer Beziehung von Schriftsegmenten (Buchstaben oder Graphemen) zu lautlichen Einheiten (Phonen oder Phonemen) fundiert. Allerdings gibt es keine Eins-zu-eins-Zuordnung von Lauten und Buchstaben. Vielmehr kommt Buchstaben ein lautliches Potential zu, dessen Lautwert, d. h. dessen konkrete lautliche Realisierung durch seinen Kontext festgelegt wird. Ausschlaggebend sind dafür seine absolute Position, d. h. ob er in der Haupt- oder in der Reduktionssilbe auftritt, und seine relative Position, d. h. welche Buchstaben in seiner unmittelbaren Umgebung auftreten.

Am deutlichsten lässt sich dies am Beispiel des Buchstabens <e> zeigen:

Ob <e> als Vollvokal artikuliert wird oder als Reduktionsvokal, hängt davon ab, ob es in der Hauptsilbe oder in der Reduktionssilbe auftritt. In der Hauptsilbe ist entscheidend, ob es sich um eine offene oder geschlossene Silbe handelt: In einer offenen Silbe wird <e> als lang und gespannt artikuliert wie in Besen; in einer geschlossenen Silbe wird es kurz und ungespannt artikuliert wie in Messe.

In der Reduktionssilbe ist ebenfalls die Besetzung des Endrands entscheidend: Ist dieser unbesetzt, so wird <e> als hohes Schwa artikuliert wie in Tante. Ist der Endrand mit <r> besetzt entspricht der Kombination aus <e> und <r> das tiefe Schwa wie in Oper. Bei einer Besetzung mit <n> (Besen) oder <l> (Mantel) wird u. U. das hohe Schwa artikuliert, in der Umgangssprache jedoch meist nicht einmal das. Stattdessen bilden die jeweiligen Konsonanten den Silbenkern ([be:zn̩], [mantl̩].

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